Pädagogisches Lexikon
Häufig verwendete Begriffe aus Pädagogik, Didaktik, Forschung, Entwicklungspsychologie uvm. kurz und verständlich erklärt: | |
A |
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Adaptation = Adaption | Anpassung (adaptieren = anpassen) |
adäquat | stimmig |
Adoleszenz | Zeit von der späten Kindheit, über die Pubertät bis hin zum Erwachsen-Werden (von lat. adolescere = heranwachsen) |
Akkomodation | Anpassung seines Inneren an die sich verändernde Außenwelt (= Anreicherung) - Gegenbegriff zur Assimilation |
Akzeleration | Beschleunigung (z.B. in der Entwicklung der veschiedenen Phasen bei verschiedenen Kindern zu beobachten) |
Ambiguität | Mehrdeutigkeit (geht über Zweideutigkeit hinaus) |
Ambiguitätstoleranz | Fähigkeit, Ambivalenzen und Konflikte wahrzunehmen, zu ertragen und/oder auszutragen |
Ambivalenz | Nebeneinander von gegensätzlichen Gefühlen, Gedanken ... |
Antizipation | Vorausschau, Vordenken (Erwartungshaltung) |
Assimilation | Integration einer neuen Erfahrung in ein kognitives Schema (= Annäherung, Anpassung) - Gegenbegriff zur Akkomodation |
Attribution (Attribuierung) | Ursachenzuschreibung (nach Fritz Heider) |
auditiver Sinn | Hören |
Autagogik | die Kunst, sich selbst zu führen oder Wissenschaft des selbstkompetenten Lernens (nach Andreas Müller) |
Authentizität | Echtheit (u.a. eine wichtige Eigenschaft der Pädagogin/des Pädagogen) |
B |
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Begabung | Potenzial für sehr gute Leistungen/ angeborene Befähigung zu bestimmten Leistungen |
Beschwerdemanagement | Erwachsene sind aktiv und schaffen genug Gelegenheiten, damit Kinder ihre Beschwerden und Wünsche äußern können (geht über einfaches Zuhören hinaus) |
Beschwerdeverfahren | gezielte Steuerung von der Aufnahme einer Beschwerde bis zur Beseitigung der Beschwerdeursache |
Bildung | eigenwilliges, selbstständiges Handeln des Individuums bei seinen Lernprozessen und deren Integration in einne übergreifenden soziokulturellen Zusammenhang (Ziel = Mündigkeit, Urteilsfähigkeit, Widerstandsfähigkeit) |
Bildungspartnerschaft | Kooperationsbeziehung zwischen Einrichtungen/Fachkräften und Familien der Kinder |
binär | gegensätzlich |
C |
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Change Management | laufende Anpassung von Unternehmengsstrategien und -strukturen an veränderte Rahmenbedingungen (Bsp. aus der Kinderbetreuungseinrichtungen: Anpassung der Personalausbildung an die wachsenden Anforderungen) |
D |
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Deviation | Abweichung des natürlichen Entwicklungsweges (innerer Bauplan) des Kindes durch z.B. Erziehung - Maria Montessori |
Differenzierung | Verfeinerung der psychischen Funktionen und Verhaltensweisen (Bsp. aus Malen/Zeichnen: aus Kritzeln entstehen Kopffüßler) individuelle Begabungen, Fähigkeiten und Interessen jedes Kindes berücksichtigen |
Direktivität | viele Anweisungen und wenig Freiraum geben (direktiv = anweisend) |
Diskurs | Sprachverwendung (Bereich in der Sprachentwicklung) |
divergentes Denken | offen, unsystematisch und spielerisch an an Probleme herangehen |
Diversität | Vielfalt (individuelle Unterschiede) |
E |
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Ekklektizismus | fachübergreifende Kooperation (in der Wissenschaft nicht anders denkbar - z.B. Soziologie und Pädagogik) |
Emotionen | Reaktionen (Furcht, Freude …) auf die subjektive Bewertung einer Situation à ist mit physischen Vorgängen verbunden (Erröten, Lachen …) |
Empathie | Mitgefühl und Einfühungsvermögen (= Fähigkeit, sich in die Lage von anderen zu versetzen) |
Empowerment | Ermächtigung |
endogen | von innen heraus gesteuert (z.B. vom Kind selbst) |
Enrichment | Anreicherung |
Entwicklung | Veränderung über die Zeit (=Verlauf) Veränderung eines Organismus, bei der etwas Neues entsteht und damit eine andere Qualität des Verhaltens erreicht wird |
Entwicklungspsychologie | beschäftigt sich mit den Veränderungen menschlichen Erlebens und Verhaltens über die Zeit (bekannte Vertreter: Piaget, Freud, Skinner, Rousseau) |
Erziehung | ethisch vertretbare Formen eines absichtsvollen Einwirkens auf andere |
exogen | von außen gesteuert (z.B. von der Umwelt) |
Exploration | frühe Form des aktiven und zielgerichteten Lernens - seine Aufmerksamkeit nach außen lenken können/ Handeln/ für etwas interessieren |
exploratives Spiel | erkundendes, neugieriges Spiel |
F |
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Falsifizierbarkeit | Widerlegbarkeit |
Feinmotorik | Bewegungen von Zehen, Fingern und Gesicht |
Fish-Bowl-Methode | Methode für größere Diskussionsrunden (= Innenkreis/Außenkreis - Methode) |
Flow-Zustand | (engl. fließen, rinnen, strömen) motivierendes Glücksgefühl/mentaler Zustand völliger Vertiefung (Konzentration) |
formale Bildung | institutionalisierte, kontinuierliche Aus- und Weiterbildung in Bildungsinstitutionen (Schule, Universität ...) strukturierter und hierarchisch gegliedeter Prozess - gekennzeichnet durch klare Lernziele, Lehrpläne, Zertifizierungen ... (Gegenteil: nonformale Bildung) |
G |
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Geschlechtssensibilität |
Mädchen und Buben unabhängig vom Geschlecht in unterschiedlichen Potentialen unterstützen |
Graphomotorik | feinmotorische Fertigkeiten, die für handschriftliches Schreiben notwendig sind |
Grobmotorik | Bewegungen von Kopf, Schultern, Rumpf, Becken, Armen und Beinen |
Growth-Spurt-Phase | besonders ausgeprägte und komplexe Wachstumsphase (= Entwicklungsfenster) - aus der Gehrinforschung |
gustatorischer Sinn | Schmecken |
H |
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Handlungskompetenz | Fähigkeit und Bereitschaft, sich in verschiedenen Situationen sachgerecht und sozial verantwortungsvoll zu verhalten (= lebenspraktische Kompetenz) |
Hermeneutik | Wissenschaft des Verstehens (z.B. Traumdeutung von Freud) |
heterogen | ungleichmäßig aufgebaut, gemischt (Gegenteil von: homogen) |
Heterogenität | Verschiedenartigkeit |
Hidden Curriculum | (= geheimer Lehrplan) das, was für das Kind "offen" ist - was es für sein Leben behält (nur für den Erwachsenen "hidden") |
Hochbegabung | Potenzial für herausragende Leistungen (= dem Alter voraus/ "wütende Wissbegierde"/ schneller und nach "eigenem Drehbuch" lernen - Ellen Winner) |
homogen | gleichmäßig aufgebaut, gleichartig (Gegenteil von: heterogen) |
Hypothese | Vermutung |
I |
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Identität | einzigartige Persönlichkeitsstruktur eines Menschen |
Indikator | Anzeichen |
Individuation | Entwicklung der eigenen Anlagen und Fähigkeiten |
informale Bildung | beinhaltet Prozesse der Selbstbildung, die sich in unmittelbaren Lebenszusammenhängen ("learning by doing") abspielen, z.B. Erwerb von "soft skills" |
Inklusion | Zugehörigkeit, Einschluss (eine Haltung, die über Integration hinaus geht) |
Inkongruenz | Nichtübereinstimmung |
Intelligenz | Fähigkeit, Probleme kreativ und selbstständig zu lösen (Schwellenwert für überdurchschnittlichen IQ = ca 120) |
Intelligenzquotient | Maß, um das intellektuelle Leistungsvermögen eines Menschen anzugeben |
Interaktionismus | Denkmodell in der Persönlichkeitsentwicklung/ -psychologie (z.B. Ko-Konstruktivismus = Interaktion zwischen Kind und PädagogIn) |
interindividuell | innerhalb verschiedener Individuen ablaufende Prozesse |
Internalisierung | Verinnerlichung (sozialer Werte, Normen und Rollenbilder im Rahmen von Sozialisierung und Erziehung |
intraindividuell | innerhalb eines einzelnen Individuums ablaufende Prozesse |
intrapersonale Intelligenz | Fähigkeit, die eigenen Empfindungen wahrzunehmen und zu steuern |
intrinsische Motivation | von innen kommender Antrieb/ eigene Aktiviterung (wichtiger Bestandteil der kindlichen Lernmotivation) |
Irreversibilität | Unumkehrbarkeit (z.B. Reihenfolge kann nicht verändert werden) |
J |
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K |
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Kanalisierung | Herausbilden bestimmter Verhaltensweisen aus der Gesamtheit menschlicher Verhaltensmöglichkeiten |
kinästhetischer Sinn | Körperwahrnehmung, Bewegungssinn ("Bewegungsgefühl") |
Ko-Konstruktion oder Ko-Konstruktivismus |
gemeinsame Gestaltung von Bildungsprozessen von Kind und PädagogInnen |
Kompetenz | Netzwerk von Kenntnissen, Fähigkeiten, Fertigkeiten, Strategien und Routinen (BRP) |
Kultur | historisch überliefertes System von Bedeutungen (in symbolischer Gestalt manifestiert z.B. Kunstgegenstände, Literatur) tradierte Handlungen und Vorstellungen (in symbolischen Formen ausgedrückt z.B. Esskultur, Sprachcodes) |
L |
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Lerndisposition | Bereitschaft des Kindes, sich die Welt anzueignen (= Lernbereitschaft/Lernmotivation) |
Legitimation | Rechtfertigung, Begründung |
Lernen | dauerhafte Verhaltensänderung und -herausbildung durch aktive Auseinandersetzung mit der Umwelt (aufgrund von Übung und Erfahrung) = etwas besser wissen und tun als vorher |
lernmethodische Kompetenz | Bewusstsein für eigene Lernprozesse und Lernstrategien (BRP) (Grundlage für weitere Lernprozesse) |
Lexikon | Wortschatz einer Sprache (Bereich in der Sprachentwicklung) |
life spent development | lebenslanges Lernen |
Literacy | Lese- und Schreibkultur (Fähigkeiten, Erfahrungen, Vertrautheit mit Literatur und Internet, Sprachkompetenzen ...) |
M |
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Metaebene | übergeordnete Sichtweise (wichtig für Selbstreflexion und Erwerb der lernmethodischen Kompetenz) |
Metakognition | mit eigenem Denken/eigenen Gedanken auseinandersetzen können ("über sein eigenes Wissen bescheid wissen") |
Metakompetenz | Erlernbarkeit und Entwicklungsstand der eigenen Kompetenzen einschätzen können (BRP) |
Moderation | Verfahren, zur Unterstützung der Arbeit in Gruppen und Teams |
Moderator(in) | Leiter(in) einer Sitzung mit einem bestimmten Ziel (das sich aus dem Auftrag ableitet) |
Moratorium | Experimentier- und Schonzeit (z.B. die Kindheit) |
Morphologie | Aufbau von Wörtern (Bereich in der Sprachentwicklung) |
Motorik | Gesamtheit aller Bewegungsabläufe eines Menschen |
N |
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nonformale Bildung | gezieltes, beabsichtigtes und selbstgesteuertes Lernen - durch Freiwilligkeit gekennzeichnet (nicht messbar, beinhaltet nicht immer eine verpflichtende Überprüfung der Lerninhalte) |
O |
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olfaktorischer Sinn | Riechen |
Ordnungssprache | Sprache, die die Ordnung in der Gruppe aufrecht erhält ("Passt du eh auf?", "Räumst du das bitte weg!", "Lauf nicht zu schnell!" ...) |
P |
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Partizipation | Mitbestimmung, Mitwirkung |
Peers | (von engl. Peergroup) eine Gruppe von Gleichaltrigen oder -gesinnten |
Phonologie | Lautlehre/ Lautsystem einer Sprache (Bereich in der Sprachentwicklung) |
Pragmatik | Sprachhandeln (Bereich in der Sprachentwicklung) |
Proliferation | Wachstum und Vermehrung von Zellen (aus der Gehirnforschung) |
Prosodie | Sprachrhythmik |
Psychologie | Wissenschaft vom Erleben und Verhalten |
Q |
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Qualität | Gesamtheit von Eigenschaften und Merkmalen eines Produkts/einer Tätigkeit (macht Aussagen über die Güte eines Produkts/einer Dienstleistung) = abhängig von Ziel- und Wertvorstellungen, Normen, Bedürfnissen und Wünschen |
R |
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Reflexion | Nachdenken und geistiges Betrachten über Prozesse, eigenes Handeln ... |
Reliabilität | Zuverlässigkeit (z.B. durch mehrere Wiederholungen überprüfbar - immer das gleiche Ergebnis) |
Resilienz | Widerstandsfähigkeit |
Ressource | materielles oder immaterielles Gut (Rücklage, Möglichkeit) |
Retardierung | Entwicklungsverzögerung |
Rollendistanz | Fähigkeit, sich Normen gegenüber reflektirerend und interpretierend zu verhalten (= ein/e Pädagoge/in agiert NICHT einem Rollenklischee gemäß) |
S |
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Sachkompetenz | Urteils- und Handlungsfähigkeit in Sachbereichen (BRP) |
Sandwich-Methode | eine Methode in der Gesprächsführung (= eine negative Mitteilung zwischen zwei positiven Äußerungen "verpacken") |
Schlüsselkompetenz | umfassende Fähigkeiten, die gleichsam als Schlüssel zur Bewältigung von Lebensanforderungen dienen (z.B. lebenslanges Lernen, Planungsfähigkeit, Konflikt- und Kommunikationsfähigkeit ...) |
Screening | systematisches Testverfahren, innerhalb eines eingeschränkten Prüfungsbereiches (z.B. Sprach-Screening, Entwicklungs-Screening) |
Selbstkonzept | Selbstwertgefühl, Selbstvertrauen, Selbstwahrnehmung, Wissen über sich selbst |
Selbstreflexion | Fähigkeit, über die eigene Situation nachzudenken (verbunden mit dem Vermögen zur differenzierten Selbstbeobachtung) |
Semantik | Bedeutung einer Sprache (Bereich in der Sprachentwicklung |
sensitive Responsivität | einfühlsames Eingehen und feinfühlige Reaktion (auf Kinder) |
Sozialisation | Auseinandersetzung mit der sozialen und materiellen Umwelt + Einwirkung der Außenwelt (geplant und ungeplant) |
Sozialisierung | Anpassung an gesellschaftliche Denk- und Verhaltensmuster durch Verinnerlichung (=Internalisierung) |
Sozialkompetenz | in sozialen/gesellschaftlichen Bereichen urteils- und handlungsfähig sein (BRP) |
Soziogramm | graphische Darstellung der Beziehungen (z.B. in der Kindergruppe) |
Soziologie | = Wissenschaft zum sozialen Handeln |
Soziotop | günstige (Lern-) Umwelt |
Sprache |
wichtigstes Medium zur Auseinandersetzung eines Menschen mit seiner Welt/ notwendig, um Gefühle und Eindrücke in Worte zu fassen und sich selbst und andere zu verstehen |
Spracherwerb | Kinder bringen genetische und kognitive Voraussetzungen in sprachliche Austauschprozesse mit ein |
Stagnation | Stillstand (wenn ein Kind aus einem bestimmten Grund stagniert, kann es nichts Neues lernen) |
Stressor | innere/äußere Anforderung, die zu Stress als Reaktion führt (Stangl-Lexikon) |
Synapse | Verbindung zwischen 2 Nervenzellen im Gehirn (aus der Gehirnforschung) |
Syntax | Satzbau und Satzstruktur (Bereich in der Sprachentwicklung) |
T |
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taktiler Sinn | Fühlen |
Talent | siehe 'Begabung' |
Theorie | Erklärung des Ineinandergreifens von Fakten |
Transparenz |
Komplexität der pädagogischen Praxis für Eltern und Öffentlichkeit nachvollziehbar zu machen |
U |
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V |
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Validität | Gültigkeit (z.B. Wie valide sind Schulfähigkeits-Tests?) |
vestibulärer Sinn | Gleichgewicht |
visueller Sinn | Sehen |
W |
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Werte |
Grundlage für Normen und Handeln/ Orientierung für eigenes Denken und Handeln |
X Y Z |
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Zone der nächsten Entwicklung | ein nächster Entwicklungsfortschritt, über den aktuellen Stand hinaus - meist in Ko-Konstruktion (zwischen Kind und Erw.) geschafft - nach Lew Wygotski |